Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu

Armand-Jean du Plessis, 1er duc de Richelieu (* 9. September 1585 in Paris; † 4. Dezember 1642 ebenda), kurz Kardinal Richelieu, war ein katholischer französischer Aristokrat, Kirchenfürst und Staatsmann. Von 1624 bis zu seinem Tod war er unter König Ludwig XIII. als Erster Minister (Premier ministre) die bestimmende politische Figur in der französischen Politik.

 

Das wesentliche innenpolitische Ziel Richelieus war die Stärkung der königlichen Zentralmacht im Sinne eines Absolutismus. Dazu bekämpfte er innenpolitisch die Sonderrechte der französischen Protestanten (Hugenotten). Er beließ ihnen 1629 im Gnadenedikt von Alès zwar ihre Religionsfreiheit, nahm ihnen jedoch ihre militärischen Sicherheitsplätze, wodurch die Hugenotten als politischer Machtfaktor ausgeschaltet wurden. Im Dreißigjährigen Krieg ging Richelieu ein Bündnis mit dem protestantischen Schweden ein, um die (katholische) habsburgische Vormachtstellung in Europa zu brechen. Aus denselben Beweggründen unterstützte er auch den Aufstand in Katalonien und in Portugal gegen die habsburgische Zentralmacht in Madrid. 

 

Verschwörungen gegen Richelieu

In der Wahl seiner Methoden folgte Richelieu dem Grundsatz „Der Zweck heiligt die Mittel“. Politische Gegner wurden rücksichtslos ausgeschaltet, Bündnisse nach Zweckmäßigkeit eingegangen. Seine Bündnisse mit verschiedenen protestantischen Fürstenhäusern sorgten für Empörung beim Adel und der katholischen Kirche. Seine Politik stieß auf große Widerstände im eigenen Land. Es gab zahlreiche Verschwörungen und Attentate, die er dank seines Spionagenetzes meist rechtzeitig aufdecken konnte.

 

Chalais

1626, als er gemeinsam mit der Königinmutter versuchte, den Bruder des Königs, Gaston d’Orleans, in eine Ehe mit Marie de Bourbon-Montpensier zu zwingen, kam es zum ersten hochrangig besetzten Mordkomplott. Einige hohe Adlige, darunter die Herzogin von Chevreuse und ihr Liebhaber, der Comte de Chalais, unterstützten d’Orleans’ Widerstand und planten Richelieus Tod. Das Komplott wurde aufgedeckt, Chalais hingerichtet, Mme. de Chevreuse nach Poitou verbannt. D’Orleans wurde begnadigt, musste aber die ungeliebte Frau heiraten. Damit begann eine lebenslange Feindschaft zwischen dem Bruder des Königs und dem Ersten Minister.

 

Montrésor

Zehn Jahre später scheiterte ein weiteres Mordkomplott. Daran beteiligt waren unter anderem der Graf von Montrésor, Favorit Gaston d’Orleans’, und der Graf von Soissons, Louis de Bourbon, Feldherr und Parteigänger der Maria de’ Medici. Richelieu sollte 1636 im Feldlager von Amiens, beim Rückzug nach einer Kampagne gegen spanische Truppen in der Picardie, getötet werden. Louis de Bourbon floh daraufhin 1637 nach Sedan und sammelte andere Gleichgesinnte um sich. 1641 kehrte er mit einer habsburgischen Armee nach Frankreich zurück. Er besiegte den französischen Maréchal de Châtillon in der Schlacht von La Marfée am 6. Juli 1641, starb aber im Augenblick des Triumphes unter ungeklärten Umständen.[7][8][9]

 

Cinq-Mars

Die letzte Verschwörung gegen Richelieu ging 1642 vom königlichen Favoriten, dem Marquis de Cinq-Mars, aus, und wurde nach ihm Cinq-Mars-Verschwörung genannt. Der Marquis war der Sohn eines engen Freundes von Richelieu und ursprünglich sein Protegé. Richelieu brachte ihn an den Hof, in der Hoffnung, seinen Einfluss auf Ludwig durch den jungen Mann verstärken zu können. Cinq-Mars gewann auch wirklich die Gunst des Königs, wurde sein Favorit und mit Ämtern überschüttet, entwickelte aber eigenen politischen Ehrgeiz. Richelieu versuchte, den Einfluss von Cinq-Mars zu beschneiden, worauf jener mit anderen Aufständischen, darunter wieder d’Orleans, plante, den Spaniern die Grenzen zu öffnen, um Richelieu zu stürzen. Ein Geheimvertrag über spanische Unterstützung für die Rebellion fiel Richelieu in die Hände, so dass er Cinq-Mars den Prozess machen konnte. Cinq-Mars wurde am 12. September 1642 in Lyon hingerichtet.

Aufbau einer militärischen Leibwache

Gardisten Kardinal Richelieus mit roten Kasacks bei der Kapitulation von Montauban 1629, Detail eines Gemälde aus der Schlachtengalerie des Château de Richelieu (Mitte der 1630er Jahre bis 1640)

 

Nach der Verschwörung von 1626 gewährte Ludwig XIII. seinem Ersten Minister noch im selben Jahr eine eigene persönliche Garde, die im Laufe weniger Jahre auf einen Sollstand von 400 Mann anschwoll – die Offiziere nicht mitgezählt.

 

Bewilligt wurden zunächst 50 Musketiere zu Pferd, zuzüglich einer kleineren, nicht genannten Zahl an Offizieren, die der Kardinal auf eigene Kosten unterhielt. Diese Kompanie wurde jedoch nicht als Musketiere bezeichnet, sondern schlicht als „Garden“ (des gardes) bzw. „Garde seiner Eminenz zu Pferd“ (la garde à cheval de Son Eminence).

 

Im Laufe des Jahres 1631 erlaubte der König seinem obersten Ratgeber die Erweiterung seiner Wache. Die überwiegend aus Edelleuten gebildete, unbefristet dienende Garde zu Pferd umfasste jetzt 120 Mann Chevaulegers, außerdem wurde eine 100 Mann zählende Kompanie Gendarmen erlaubt. 1634 kam eine zunächst 100 Mann, dann 200 Mann zählende Kompanie Musketiere zu Fuß hinzu. Die „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ waren nicht-adeliger Herkunft. Sie wurden nach Möglichkeit aus dem Régiment des Gardes françaises rekrutiert und dienten mindestens auf drei Jahre. Die einfachen Garden zu Pferd wurden wie Fähnriche der Armee besoldet, die Musketiere der Garde zu Fuß wie Sergeanten.

 

Die engste Leibwache stellten die „Garden“ bzw. Chevaulegers: Jeweils 60 Mann logierten im Kardinalspalais und stellten dort die inneren Wachen – diskret mit einer unter dem Kasack versteckten Pistole bewaffnet, die Musketen für den Alarmfall im Wachsaal deponiert. Verließ der Kardinal das Palais, stellten die Garden zu Pferd die engste Eskorte. Die Bewachung der äußeren Tore oblag den Musketieren zu Fuß.

 

Die Gendarmen versahen keinen Wachdienst, sondern scheinen rasch in die französische Armee eingereiht worden zu sein, ebenso ein von Richelieu 1635 aufgestelltes Dragonerregiment, das spätere Régiment du Roi cavalerie mit 500 Mann sowie ein 1800 Köpfe zählendes Regiment zu Fuß. In militärischen Notlagen entsandte der Erste Minister aber auch seine persönliche Eskorte ins Feld. Die Garden eingerechnet, standen zuletzt insgesamt 2700 Mann im Sold des Kardinals.

 

Mit Richelieus Tod 1642 wurden die „Garden“ und „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ aufgelöst: Die Angehörigen wurden entweder in die königliche Garde übernommen oder pensioniert.

 

Die Garde zu Pferd war weithin erkennbar an ihrem roten, weiß (oder gelb?) eingefassten Kasack (casaque) mit je einem schmucklosen gleichschenkligen weißen Kreuz auf Brust, Rücken und den beiden Seitenteilen. Die Musketiere zu Fuß sowie die übrigen von ihm aufgestellten Formationen verfügten zeittypisch über keine einheitliche Bekleidung. 

Gästebuch

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