Die Bismarck war ein Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine und bildete mit ihrem Schwesterschiff Tirpitz die Bismarck-Klasse. Zum Zeitpunkt ihrer Indienststellung im August 1940 unter dem Kommando von Kapitän zur See Ernst Lindemann galt sie als das kampfstärkste Schlachtschiff der Welt.
Im Mai 1941 wurde die Bismarck zusammen mit dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen in den Nordatlantik geschickt, um dort Handelskrieg zu führen. Bald nach dem Beginn dieser Mission gelang ihr während
der Schlacht in der Dänemarkstraße die Versenkung des britischen Schlachtkreuzers Hood. Drei Tage darauf sank sie nach einem schweren Gefecht gegen Einheiten der Royal Navy selbst, wobei der
Großteil ihrer Besatzung im Nordatlantik umkam.
Die Bismarck zählt heute zu den bekanntesten Schiffen der Kriegsmarine und ist daher Objekt literarischer Werke, fachwissenschaftlicher und technischer Untersuchungen sowie Modelldarstellungen.
Der Versailler Vertrag gestattete dem Deutschen Reich nur Kriegsschiffneubauten von maximal 10.000 Tonnen. Erst mit der Aufkündigung des Vertrages durch die Nationalsozialisten am 16. März 1935
und der nachträglichen Legitimation durch das deutsch-britische Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 war es dem Dritten Reich nun erlaubt, Schlachtschiffe mit einer Standardverdrängung von über
10.000 tn.l. (long ton zu 1.016 kg) zu bauen. Zu diesem Zeitpunkt galt Frankreich als der wahrscheinlichste Gegner in einem Seekrieg. Der Entwurf orientierte sich daher am damals modernsten
französischen Schlachtschiff Dunkerque. Insbesondere Geschwindigkeit und Panzerschutz waren von großer Bedeutung.
Zeichnungen der Bismarck
Der Bismarck, wie das Schiff im Bordjargon genannt wurde, (auf Anordnung von Kapitän Ernst Lindemann war an Bord des Bismarck bevorzugt der männliche Artikel zu verwenden; diese Schreibweise ist
heute vollkommen unüblich, und so wird in diesem Artikel die weibliche Form verwendet) war für den Einsatz im Nordatlantik, dessen wechselnde Sichtweiten oft nur mittlere Gefechtsentfernungen
erlaubten, vergleichsweise gut geeignet. Wegen des relativ breiten Schiffskörpers (der eine ruhigere Lage im Wasser erbrachte) und präziser Entfernungsmesser erreichte die schwere Artillerie auch
bei schlechtem Wetter schnell eine hohe Zielgenauigkeit, und die Geschützmannschaften strebten an, wenn möglich bereits mit der ersten Salve zu treffen. Der Panzerschutz konzentrierte sich auf
die Hauptgeschütztürme, den Kommandoturm und die Seiten des Schiffs im Bereich der Wasserlinie. Der Horizontalschutz gegen Steilfeuer und Fliegerbomben war dagegen – verglichen mit
zeitgenössischen Entwürfen anderer Marinen – unterdurchschnittlich.
Die Bismarck war das Typschiff der Bismarck-Klasse. Das Schiff war 250,5 Meter lang und 36 Meter breit, der Tiefgang lag bei maximal 9,9 Metern. Die Schiffsmaße wurden so gewählt, dass die
Nutzbarkeit des Kaiser-Wilhelm-Kanals und des Marinestützpunktes Wilhelmshaven gewährleistet war.
Bei der Erprobung des Schiffs im Sommer 1940 wurde bei einer Meilenfahrt die Geschwindigkeit von 30,1 kn bei einer Gesamtleistung der Maschinenanlage von 150.000 WPS erreicht. Dem Schlachtschiff
wurde seitens der Marineführung eine Höchstgeschwindigkeit von 30,6 kn[5] zugemessen. Die Marschgeschwindigkeit (Reisegeschwindigkeit) wurde jedoch, um den Treibstoffverbrauch in Grenzen zu
halten, mit 19 Knoten gewählt.
Ein großer Nachteil zeigte sich bereits bei den Erprobungen in der Ostsee. Das Schiff war mittels unterschiedlicher Propellerdrehzahlen über die divergierenden, eng nebeneinander liegenden Backbord- und Steuerbord- Antriebswellen kaum steuerbar, wenn seine Ruderanlage nicht verfügbar war.
Die Hauptbewaffnung bestand aus acht 38-cm-SK C/34 Geschützen in vier Doppeltürmen, die mittlere Artillerie (MA) der Bismarck umfasste zwölf 15-cm-SK C/28. Die schwere Flak bestand aus 16 Geschützen vom Typ 10,5-cm-SK C/33 in acht Doppellafetten. Die vier vorderen Flakgeschütze waren vom Modell C/33na in Doppellafette C/31, die achteren in Doppellafette C/37. Das war eine provisorische Installation, die nach der Rückkehr vom Unternehmen Rheinübung gegen den Typ C/37 ausgetauscht werden sollte. Die mittlere Flak bestand aus 16 3,7-cm-SK C/30 in acht Doppellafetten, die leichte Flak bestand aus 18 2-cm-Flak C/38 zwei Vierlings- und zehn Einzellafetten. Für diese Geschütze waren 36.000 Schuss an Bord. Gegen die unterhalb des Feuerbereichs der schweren Flak anfliegenden britischen Torpedobomber vom Typ Fairey Swordfish erwies sich die leichtere Flak der Bismarck als wenig wirksam. Dies lag an der viel zu geringen Schussfrequenz der 3,7-cm-Flak, vor allem aber an der mangelnden Ausbildung der Besatzung. Wie sich aus dem Bericht des Artillerieversuchskommandos Schiffe ergibt, wurde das Schießen auf bewegliche Ziele so gut wie überhaupt nicht trainiert. Zudem konnten die meisten der 52 Flak-Geschütze zur Abwehr nicht tief genug geschwenkt werden. Obwohl einige Flugzeuge getroffen werden konnten, wurde kein einziges Flugzeug abgeschossen, auch wenn ein Großteil der Flak-Munition verbraucht wurde.
Die Bismarck war mit vier Wasserflugzeugen vom Typ Arado Ar 196 zur Feindaufklärung und luftgestützten Seeüberwachung ausgestattet, die ihr einen theoretischen Aufklärungsradius von etwa 830 km verliehen. Zudem war eine umfangreiche Ausstattung an Beibooten an Bord. Diese umfasste drei Admirals- oder Kommandantenboote („Chefboote“), eine Motorbarkasse, zwei Motorpinassen, vier Verkehrsboote (kurz: V-Boote), zwei Rettungs-Kutter für Mann-über-Bord-Manöver, zwei Jollen und zwei Dingis.
Am 1. Juli 1936 wurde die Bismarck auf der heute nicht mehr existierenden Helling 9 bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt. In den folgenden 31 Monaten wuchs der vollständige Rohbau des
Rumpfes heran, sodass am 14. Februar 1939 termingerecht der Stapellauf erfolgen konnte. Bei den Stapellaufsfeierlichkeiten mit 60.000 Zuschauern war Adolf Hitler Ehrengast. Das haushaltsrechtlich
als „Schlachtschiff F“ bezeichnete Schiff wurde von Dorothea von Loewenfeld, der Frau des Vizeadmirals Wilfried von Loewenfeld und Enkelin des früheren preußischen Ministerpräsidenten und
deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, auf den Namen Bismarck getauft.
Nach dem Ende der Feierlichkeiten wurde die Bismarck zu einem Ausrüstungspier der Werft verholt. In den folgenden Monaten wurde das Schiff weiter fertiggestellt. Wie schon bei den vorangegangenen
Schlachtschiffen Gneisenau und Scharnhorst wurde der gerade Vordersteven durch einen Atlantikbug ersetzt und die Innenausstattung des Schiffes eingebaut. Die auf 18 Monate festgesetzte
Ausrüstungsphase konnte trotz des deutschen Überfalls auf Polen und des damit begonnenen Zweiten Weltkriegs eingehalten werden. Im April 1940 trafen die ersten Besatzungsmitglieder bei der
Bismarck ein und im Juni wurde das Schiff in ein Schwimmdock gebracht, um die Schiffsschrauben zu montieren. Zudem wurde das Schiff mit einem magnetischen Eigenschutz versehen.
Während der Indienststellungszeremonie am 24. August 1940 kollidierte das gerade vom Stapel laufende Passagierschiff Vaterland mit der Bismarck, allerdings ohne relevante Schäden zu verursachen.
Am 15. September legte die Bismarck in Hamburg ab. In Brunsbüttel beteiligte sie sich erfolglos an der Abwehr eines britischen Luftangriffes und verlegte anschließend durch den
Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel, wo sie am 17. September festmachte. Zehn Tage später legte sie Richtung Gotenhafen zu ihrer Seeerprobung in der Ostsee ab.
Am 9. Dezember machte die Bismarck wieder in Hamburg fest, wo Werftarbeiter von Blohm & Voss einige Restarbeiten durchführten. Am 24. Januar 1941 wurde die Bismarck für einsatzbereit erklärt.
Damit hatte die Kriegsmarine ihr erstes wirklich vollwertiges Schlachtschiff erhalten. Da der Kaiser-Wilhelm-Kanal aber durch einen versenkten Erzfrachter vorübergehend blockiert war, war die
Bismarck zunächst nicht in der Lage, auszulaufen.
Parallel entstanden auf dem Gelände von Blohm & Voss noch weitere Schiffe, darunter U 556. Der Kommandant dieses U-Bootes, Herbert Wohlfarth, bat Ernst Lindemann darum, dass die Bordkapelle
der Bismarck für die Indienststellung seines U-Bootes spielen solle. Als Gegenleistung vereinbarte Wohlfarth mit Lindemann eine Patenschaft zwischen ihren Schiffen und erklärte vor „Neptun“, der
Bismarck in jeder Lage beizustehen. Ironie des Schicksals war es, dass die Besatzung dieses U-Boots am Vorabend des letzten Gefechtes der Bismarck den Flugzeugträger Ark Royal erspähte, von dem
kurz zuvor jene Torpedobomber gestartet waren, die das Ruder der Bismarck beschädigen sollten. Doch wegen Torpedomangels war das U-Boot nicht in der Lage, anzugreifen.[7] Später war es dieses
U-Boot, das den Befehl erhielt, das Kriegstagebuch der Bismarck abzuholen; jedoch kam dieser Befehl erst nach dem Untergang des Schlachtschiffes an.
Am 6. März legte das Schlachtschiff zum letzten Mal in Hamburg ab und verlegte erneut nach Gotenhafen, um weiter Übungen durchzuführen.
Nachdem die Bismarck einsatzbereit war, entschied Großadmiral Erich Raeder, sie in den Atlantik zu entsenden. Sie sollte dort im Verband mit dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen auch stark gesicherte
Geleitzüge angreifen können.
Als die Prinz Eugen in Gotenhafen eintraf, konnte Operation Rheinübung beginnen. Nach der Reparatur eines Bordkranes der Bismarck legten die Bismarck und die Prinz Eugen am 18. Mai 1941 um 11:30
Uhr in Gotenhafen Richtung Bergen ab. Am Kap Arkona trafen sich beide Schiffe mit den Zerstörern Z 16 und Z 23. Im Fehmarnbelt kam noch die Z 10 hinzu.
Während der Fahrt zum Skagerrak wurde der Verband von mehreren Schiffen gesichtet, darunter die Gotland, die die Anwesenheit in das schwedische Hauptquartier weiterleiteten, wodurch letztlich
auch die britische Admiralität davon erfuhr.
Während die Prinz Eugen und die Bismarck im Grimstadfjord ankerten, wo sich die Zerstörer wieder von ihnen trennten und Admiral Lütjens entschied, den Durchbruch in den Atlantik durch die
Dänemarkstraße zu wagen, wurden sie von einer britischen Spitfire fotografiert – eine Aufnahme, die später weltbekannt wurde. Der britische Vizeadmiral Tovey ließ daraufhin den britischen
Schlachtkreuzer Hood und das Schlachtschiff Prince of Wales auslaufen.
Am Abend des 23. Mai 1941 wurden die beiden deutschen Kriegsschiffe von den Schweren Kreuzern Suffolk und Norfolk gesichtet, letztere wurde dabei von der Bismarck unter Feuer genommen. Die
britischen Schiffe ließen sich nicht auf einen ungleichen Kampf ein, drehten ab und versteckten sich in einer Nebelbank. Auf der Bismarck hatte die Druckwelle der schweren Artillerie das vordere
Radar beschädigt, weshalb anschließend die Prinz Eugen die Verbandsführung übernahm. Am nächsten Morgen wurden gegen 5:29 Uhr die Hood und die Prince of Wales auf der Bismarck gesichtet, acht
Minuten später sichteten die britischen Schiffe den deutschen Verband. Um 5:52 Uhr eröffnete die Hood das Feuer auf die den Verband anführende Prinz Eugen, von der man annahm, sie sei die
Bismarck. Die Prince of Wales nahm das zweite Schiff, also in Wirklichkeit die Bismarck, unter Feuer. Ab 5:55 Uhr schossen die deutschen Schiffe zurück. Eine 38-cm-Granate aus der fünften Salve
der Bismarck verursachte eine verheerende Explosion in einer Munitionskammer der Hood, drei Minuten später war das Schiff – einst der Stolz der britischen Flotte – gesunken. Nur drei Mann der
insgesamt 1419 Besatzungsmitglieder überlebten. Die Prince of Wales erhielt ebenfalls mehrere schwere Treffer und drehte daraufhin ab.
Die Prinz Eugen hatte keinen, Bismarck drei, Hood vier und die Prince of Wales sieben Treffer erhalten.
Auf der Bismarck unterbrach ein nicht detonierter Durchschuss durch das schwach gepanzerte Vorschiff die Zuleitungen für etwa 1000 Tonnen Heizöl von den vorderen Ölbunkern zu den Kesseln. Zudem
drangen in das Vorschiff 3000 bis 4000 Tonnen Meerwasser ein und es entstand eine Schlagseite von 9°. Die daraus resultierende Treibstoffknappheit und die entstehende Ölspur zwangen das
Schlachtschiff, den geplanten Handelskrieg abzubrechen und möglichst direkt einen Hafen anzulaufen. Die Prinz Eugen wurde in den Atlantik entlassen und die Bismarck steuerte den Hafen
Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste an, eine Fahrt, die etwa 70 Stunden dauern sollte. Die Kreuzer Suffolk und Norfolk sowie die Prince of Wales verfolgten dabei die Bismarck in
einem Abstand von etwa 15 Seemeilen mithilfe ihrer Radargeräte.
Um 23:33 Uhr desselben Tages wurde die Bismarck von Fairey-Swordfish-Torpedobombern des Flugzeugträgers Victorious angegriffen. Der Angriff war erfolglos, forderte an Bord der Bismarck aber ein
Todesopfer und sechs Verwundete. Wenige Stunden später, gegen 3:00 Uhr des nächsten Tages, gelang es Admiral Lütjens durch ein geschicktes Manöver die Verfolger vollständig abzuschütteln. Erst
durch einen langen Funkspruch, den Lütjens am 25. Mai gegen 9:30 Uhr absetzte, gelang es den Briten, wieder die ungefähre Position der Bismarck zu lokalisieren; sie setzten im Laufe der nächsten
Tage praktisch alle verfügbaren Einheiten im Atlantik auf die Bismarck an.
Am 26. Mai wurde die Bismarck gegen 10:52 Uhr von einem Catalina-Flugboot gesichtet. Der Flugzeugträger Ark Royal der in Gibraltar stationierten Force H ließ mehrere
Fairey-Swordfish-Torpedobomber aufsteigen, welche die Bismarck gegen 20:47 Uhr angriffen. Es gelang dabei, einen Torpedotreffer am Heck der Bismarck zu erzielen, der die Ruderanlage schwer
beschädigte. Der Torpedo riss ein Loch in die untere Außenhaut im Bereich der Ruder und blockierte die Ruderanlage in 15°-Stellung. Die Bismarck war manövrierunfähig und nur noch imstande im
Kreis bzw. langsam gegen den Wind zu fahren.
In der folgenden Nacht kam es zu einem Gefecht zwischen dem beschädigten Schlachtschiff und der 4. britischen Zerstörerflottille unter Captain Philip Vian. Die fünf Zerstörer Cossack, Maori,
Sikh, Zulu und die polnische Piorun attackierten die Bismarck mit Torpedos, konnten aber wegen der Dunkelheit, widriger Wetterbedingungen und des heftigen Abwehrfeuers keine Treffer
erzielen.
Die beschädigte Ruderanlage konnte nicht repariert werden. Vielfältige Versuche, das Schiff gegen den Winddruck durch unterschiedliche Propellerdrehzahlen zu steuern, die Ruder selbst zu
entfernen oder aus dem Tor des Bereitschaftshangars ein Ersatzruder anzufertigen, wurden durch den hohen Seegang vereitelt. Der Besatzung der Bismarck wurde klar, dass das Schiff nicht zu retten
war. Am Morgen des 27. Mai 1941 hatte man vor, mit einem der auf dem Schiff befindlichen Flugzeuge das Kriegstagebuch in Sicherheit zu bringen. Der Versuch schlug jedoch fehl, da beide
Flugzeugkatapulte beschädigt waren. Wegen der vom aufgetankten Flugzeug ausgehenden Brandgefahr wurde dieses stattdessen über Bord gekippt.
Am Morgen des 27. Mai 1941 wurde die Bismarck um 7:53 Uhr von der Norfolk wiederentdeckt. Der Kampfverband von Vizeadmiral Tovey an Bord der King George V (abgekürzt „KGV“) sichtete die Bismarck
gegen 8:45 Uhr. Um 8:47 Uhr eröffnete die Rodney das Feuer auf die Bismarck. Eine Minute später begann die Bismarck zurückzuschießen. Die KGV eröffnete das Feuer um 8:48 Uhr, die Norfolk erst
gegen 8:54 Uhr. Einer der ersten Treffer der Rodney setzte den Hauptartillerieleitstand außer Gefecht. Um 9:02 Uhr fiel der Gefechtsturm „Bruno“ durch eine Granate der Rodney aus. Die Bismarck
schoss derweil mit den Türmen „Cäsar“ und „Dora“ auf die britischen Schiffe und es gelang ihr, die Rodney leicht zu beschädigen. Um 9:15 Uhr setzte ein Treffer der KGV den letzten noch
funktionierenden Leitstand außer Gefecht, das Feuer der Bismarck konnte dadurch nicht mehr zentral koordiniert werden. Um 9:21 Uhr kam es in Turm „Dora“ zu einem Rohrkrepierer, der den
Geschützturm dauerhaft lahmlegte. Etwa zu diesem Zeitpunkt war endgültig klar, dass die Bismarck kampfunfähig und verloren war. Daraufhin gab der Erste Offizier der Bismarck, Fregattenkapitän
Oels, den Befehl, die Bismarck selbstzuversenken. Er begab sich dazu persönlich in die einzelnen Maschinenräume, um den Befehl zu überbringen. Die Besatzung machte daraufhin unter der Führung des
Zweiten Leitenden Ingenieurs, Kapitänleutnant (Ing.) Gerhard Junack, welcher den Untergang überlebte, mehrere Sprengsätze (Maßnahme V) klar, die mit neunminütiger Verzögerung die
Seewasserkühlungsauslässe der Bismarck im Boden des Rumpfes zerstörten. Zusätzlich wurden alle wasserdichten Abteilungen entlang der Wellentunnel geöffnet, um dem eindringenden Wasser die
Möglichkeit zu geben, das Schiff schnell zu fluten. Dies erklärt auch, warum die Bismarck über das Heck gesunken ist.
Turm „Anton“ fiel um 9:30 Uhr aus. Um 9:40 Uhr eröffnete die Dorsetshire das Feuer auf das Schiff. Die Bismarck stand zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen in Flammen, der Rumpf war aber noch
nahezu unbeschädigt.
Um 10:15 Uhr befahl Admiral Tovey seinen Schiffen den Abbruch der Kämpfe, da die Schlachtschiffe aufgrund von Treibstoffmangel dringend in britische Gewässer zurückkehren mussten. Stattdessen
sollte die Dorsetshire der Bismarck den Todesstoß versetzen. Es wurden noch drei Torpedos auf die Bismarck abgeschossen, die zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Heck tief im Wasser lag.
Um 10:40 Uhr versank die Bismarck etwa 550 Seemeilen (etwa 1000 Kilometer) westlich von Brest bei den Koordinaten ♁48° 10′ N, 16° 12′ W in den Fluten. Sie hinterließ ein Trümmerfeld sowie mehrere
hundert Überlebende. Die Dorsetshire und der Zerstörer HMS Maori begannen umgehend mit den Rettungsmaßnahmen und zogen zusammen 110 Männer aus dem Wasser. Die Rettungsarbeiten wurden abgebrochen,
nachdem der Ausguck der Dorsetshire ein U-Boot gemeldet hatte; eine Meldung, die sich später als falsch erweisen sollte. Die Dorsetshire hatte 85 Männer gerettet, von denen einer später seinen
Verletzungen erlag, und die Maori 25. Das deutsche U-Boot U 74 rettete drei weitere Männer (die Matrosengefreiten Georg Herzog, Otto Höntzsch und Herbert Mantey) und das deutsche
Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald nahm noch zwei Männer (Maschinengefreite Walter Lorenzen und Otto Maus) auf. Die Angaben zur Gesamtanzahl der Überlebenden schwanken je nach Beleg. So gibt
Konstam an, dass die beiden britischen Schiffe 116 Überlebende retteten und zusätzlich 5 von deutscher Seite geborgen werden konnten. Hildebrand schreibt zusätzlich zu den fünf von den Deutschen
geretteten, von 120 Seeleuten, welche durch die Briten gerettet wurden. Letztendlich wurden jedenfalls etwas mehr als 100 Mann gerettet.
Insgesamt befanden sich beim Untergang etwa 2200 Personen an Bord; während des Gefechtes hatten die Briten insgesamt 2876 Granaten auf das Schiff abgefeuert. Die Anzahl der Besatzungsmitglieder,
welche zum Zeitpunkt des Untergangs an Bord waren, schwankt je nach Quelle zwischen über 2000 und über 2200 Mann.
Am Folgetag, beim Rückmarsch der britischen Schiffe, fiel der Zerstörer Mashona einem Angriff der deutschen Luftwaffe zum Opfer und war damit neben der HMS Hood das einzige britische Schiff, das
im Zusammenhang mit der Bismarck-Unternehmung unterging.