Der Leopard 2 ist ein Kampfpanzer aus deutscher Produktion. Er wird seit 1978 in Serie gebaut und ist der Nachfolger des Leopard 1. In der langen Produktionszeit entstanden diverse optionale Nachrüstmöglichkeiten und Spezifikationen für ausländische Abnehmer. Deshalb gibt es eine Vielzahl von Varianten des Leopard 2. Er wird ganz oder teilweise im Ausland in Lizenz gefertigt. Für den Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (seit April 2024 KNDS Deutschland) ist er mit rund 3600 gebauten Exemplaren ein kommerzieller Erfolg. Bis zum Jahr 2008 hat die Bundeswehr ihren Bestand an aktiven Leopard 2 von ehemals 2125 Stück im Jahr 1990 auf 328 Stück reduziert. Der Leopard-2-Panzer war ursprünglich als Rückgrat gepanzerter Streitkräfte und zur Abwehr gegnerischer Panzerverbände vorgesehen. In der Folge des Kosovokrieges kam er erstmals bei KFOR zum Einsatz. Die NATO-Länder Dänemark und Kanada setzten den Leopard 2 im ISAF-Einsatz in Afghanistan ein sowie die Türkei von 2016 bis 2019 in Nordsyrien.
Der Kampfpanzer Leopard 2 hat seine Wurzeln in einem bilateralen Rüstungsprojekt zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland. Beide Staaten strebten nach einer Ablösung der Modelle M48 Patton II in der Bundesrepublik und M60 in den USA. Daher wurde im August 1963 die Entwicklung eines einheitlichen Kampfpanzers für die jeweiligen Streitkräfte im Rahmen eines Regierungsübereinkommens beschlossen. Das Projekt mit dem Namen Kampfpanzer 70 (KPz 70 beziehungsweise englisch MBT 70) scheiterte jedoch an den sehr hohen Ansprüchen, die an dieses Fahrzeug gestellt wurden: Feuerkampf aus der Bewegung auf bewegtes Ziel, Waffennachführung, automatischer Lader, 20-mm-Sekundärwaffensystem und die Anordnung des Fahrerstandes im Turm waren nur einige der Forderungen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Nach sieben Prototypen und 830 Millionen DM Entwicklungskosten wurde das Programm im Jahre 1969 eingestellt; beide Partner ließen jedoch die Entwicklungsergebnisse des KPz 70 in ihre nationalen Panzerprojekte einfließen. Auf US-amerikanischer Seite wurde der M1 Abrams konstruiert, während in Deutschland der Leopard 2 entstand.
Der eigentliche Beginn der Entwicklung des Leopard 2 kann auf das Jahr 1970 zurückgeführt werden – nach der Einstellung des KPz-70-Projektes wurde entschieden, einen neuen, eigenen Kampfpanzer zu bauen; eine Kampfwertsteigerung des Leopard 1 wurde abgelehnt (Projektbezeichnung Vergoldeter Leopard). Der damalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt legte fest, dass der Neubau auf der im Jahr 1968 begonnenen Experimentalentwicklung Keiler (Leopard 2K) von Krauss-Maffei, Porsche und Wegmann sowie den Baugruppen des gescheiterten Kpz-70-Projektes basieren sollte. Die durch den Ministerialdirektor Eberhardt, Abteilung Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung angeregte Studie Eber (Leopard 2FK) mit der 152-mm-Kombinationswaffe M81 „Shillelagh“ wurde nicht weiterverfolgt.
Erste Prototypen des „Leopard 2K“ (Kanone) wurden zwischen 1972 und 1974 zur Erprobung gebaut. Die 16 Fahrgestelle erhielten die Bezeichnung PT (PT 1 bis 17, die 12 wurde nicht vergeben) und nutzten das weiterentwickelte Triebwerk des Kampfpanzers 70. Die 17 Türme der ersten Generation trugen die Bezeichnung T1 bis T17. Die Ähnlichkeit der Turmform zum Leopard 1A3 und 1A4 war beabsichtigt, da der Entfernungsmesser EMES 12 im Leopard 1 nachrüstbar sein musste. Die Panzerung von Wanne und Turm wurde aus Flussstahl gefertigt, PT/T 6 bis 10 sowie PT/T 13 bis 17 verfügten über eine Ausführung aus Panzerstahl. Als Hauptbewaffnung dienten Glattrohrkanonen im Kaliber 105 mm und 120 mm. Der Turm 11 erhielt die scheitellafettierte 20-mm-Maschinenkanone als Sekundärbewaffnung. Ebenfalls in der Erprobung befand sich neben der Drehstabfederung das hydropneumatische Federsystem des KPz 70.
Im Jahre 1973 folgte der erste Truppenversuch an der Kampftruppenschule 2 in Munster mit zwei Prototypen; weitere Erprobungen mit vier zusätzlichen Prototypen folgten im Sommer 1974. Die Klimaerprobungen 1975 auf dem Truppenübungsplatz Shilo/Kanada und in Yuma (Arizona) dienten dazu, die Belastbarkeit zu ermitteln. Weitere fünf Prototypen wurden an den Erprobungsstellen Trier, Meppen und Greding zur System- und Komponentenuntersuchung genutzt. Der Prototyp PT 7 wurde an die USA verkauft.
Die zweite Generation der Prototypen, die der späteren Serienversion zumindest äußerlich recht nahekommen sollten, waren die Leopard 2 AV. Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Jom-Kippur-Krieg 1973 wurde der Panzerschutz entscheidend verbessert, was zu einer Umgestaltung von Wanne und Turm führte, jedoch auch das Gefechtsgewicht des Panzers weit über die angestrebte MLC 50 anhob und daher die MLC 60 als neue Obergrenze etablierte.
Die bilaterale Studie eines Doppelrohr-Kasemattpanzers, bei der die MLC-50-Grenze eingehalten wurde, war kurzzeitig eine Alternative zur Leopard-2-Entwicklung, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
Aufgrund des neuen Schutzkonzeptes und des Wegfalls des Nachrüstens des Leopard 1 wurde der Turm 14 der ersten Generation zum T14 mod umgebaut. Wegen Vorbehalten gegenüber Laserentfernungsmessern wurde von Leitz mit dem EMES 13 ein passiver Entfernungsmesser gebaut, der auf dem Korrelationsprinzip basierte und über eine Basisbreite von 350 mm verfügte. Dies erlaubte Wegmann die Konstruktion des Spitzmaus-Turms. Letztlich führten die Forderung der USA nach einem besseren Schutzkonzept und die zur Verfügung stehende Verbundpanzerung zur eckigen Form des Serienturms. Ein für die elektrische Versorgung des Fahrzeugs bei stillstehendem Triebwerk und zum Vorheizen projektiertes Hilfstriebwerk aus den ersten Prototypen entfiel zugunsten eines größeren Tankvolumens. Erst 30 Jahre später wurde aufgrund der gemachten Erfahrungen während der Einsätze in Krisengebieten die Zusatzstromversorgung realisiert. Ferner wurde unter anderem die Feuerleitanlage (FLA) vereinfacht; die Optiken wurden primärstabilisiert, der Wannenboden minensicherer gestaltet und die Elektronik samt Hydraulik sowie Munition in das Turmheck eingebettet. Die bisher genutzten Nachtsichtgeräte wurden durch ein Wärmebildgerät ersetzt, das allerdings noch nicht zur Verfügung stand. Als Hauptbewaffnung waren Bordkanonen im Kaliber 105 mm und 120 mm vorgesehen. Die Panzerung bestand aus normalem Stahl, das Beschussfahrzeug wurde in Panzerstahl ausgeführt.
Einen weiteren wichtigen Schritt markierte 1976 die Vergleichserprobung des Leopard 2 AV (PT19/T19) mit 105-mm-Zugrohrkanone und des XM1 (Prototyp des heutigen M1-Kampfpanzers) in den Aberdeen Proving Grounds, Maryland/USA. Hier wurden erstmals die Vor- und Nachteile der beiden Waffensysteme ermittelt, wobei jedoch eine Festlegung der beiden Staaten auf einen gemeinsamen Kampfpanzer von beiden Seiten von vornherein verworfen wurde.
Von den 117 aufgestellten Kriterien, von denen 77 bewertet wurden, erfüllte der Leopard 2 AV 61 und der XM1 48. Zusammengefasst in 17 Bewertungsgruppen wurden hingegen nur sechs vom Leopard 2 erfüllt, 16 vom XM1. Bewertet nach dem deutschen System, in dem jedes Kriterium einzeln bewertet und gewertet wurde, war der Leopard 2 dem XM1 deutlich überlegen. So fehlten dem XM1 das ABC-Schutzsystem, ein unabhängiges Periskop für den Kommandanten und die Möglichkeit zum Unterwasserfahren. Gemäß der Weisung des damaligen Verteidigungsministers Georg Leber musste jedoch jede Art eines Protestes unterbleiben. Die unterschriebene Absichtserklärung (MoU – Memorandum of Understanding), in der die Testbedingungen akzeptiert worden waren, verbot jeglichen Widerspruch. Stattdessen sollten möglichst viele Baugruppen der beiden Panzer identisch sein. Dazu kam es jedoch aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklungsphase des deutschen Systems sowie einer unterschiedlichen Auffassung über die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Eigenproduktion nur in Ansätzen. Wesentliche Änderungen auf dem Weg zum Serienfahrzeug waren schließlich der Einbau der 120-mm-Glattrohrkanone sowie die Entscheidung zum Einbau des in Lizenz gefertigten Laserentfernungsmessers der US-amerikanischen Firma Hughes, der gegenüber dem EMES 13 günstiger und serienreif war. Für das Wärmebildgerät WBG-X von Zeiss wurde das WBG-Grundgerät (US-Common Modules) von Texas Instruments ausgewählt. Nach dem Abschluss der Tests wurde die mitgebrachte 120-mm-Waffenanlage noch vor Ort in den AV montiert, um die Machbarkeit aufzuzeigen.
Die US-Amerikaner lehnten die deutsche Glattrohrkanone zunächst ab und hielten an der 105-mm-Kanone M68 (Variante der britischen Royal Ordnance L7) fest, übernahmen jedoch die deutschen Ketten sowie die Munitionshalterungen. 1985 wurde die 120-mm-Glattrohrkanone dann doch aus US-amerikanischer Lizenzfertigung im M1 – dann als M1A1 bezeichnet – eingebaut. Pläne zum Einbau der amerikanischen Gasturbine in den Leopard wurden durch das Unternehmen Maschinenbau Kiel (MaK) im Jahr 1977 und 1978 an einem Prototyp untersucht, aufgrund des fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums jedoch verworfen, weil dazu die Wanne noch einmal hätte geändert werden müssen.
Im Jahre 1977 wurde das damalige Unternehmen Krauss-Maffei – die heutige Krauss-Maffei Wegmann – als Generalunternehmer zur Lieferung von 1800 Kampfpanzern Leopard 2 bestimmt, 810 Panzer (45 %) entfielen auf das Unternehmen MaK (seit dem Jahr 2000 Rheinmetall Landsysteme), wobei die Panzertürme bei den Firmen Wegmann & Co. in Kassel und Rheinmetall in Düsseldorf gefertigt wurden. Die Produktion sollte in fünf Baulosen erfolgen. Am Projektende waren es jedoch acht Lose mit zusätzlichen 325 Leopard 2. In den Varianten A0 bis A4 wurden 2125 Exemplare für die deutschen Streitkräfte produziert. Insgesamt beteiligten sich an der Fertigung 1500 Unternehmen.
Im September 1977 wurde bei einer Heeresschau in Köln-Wahn der Leopard 2 AV erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt. Nach drei Vorserienfahrgestellen zu Truppenversuchszwecken wurde der erste in Serie gefertigte Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 am 25. Oktober 1979 in München der Panzerlehrbrigade 9 in Munster übergeben.
Die Entwicklungskosten für das Leopard-2-Programm betrugen laut Beschaffungsanweisung 359,4 Millionen Deutsche Mark, jedoch ohne die Weiterentwicklung des Triebwerks aus dem Programm Kampfpanzer 70 und die Entwicklung der 120-mm-Glattrohrkanone samt Munition zu berücksichtigen. So stiegen die Kosten real auf 600 Millionen DM, was alle Posten von der Experimentalentwicklung bis zur Serienreife (1967 bis 1984) einschließt. Als Systempreis für einen Leopard 2 werden im 21. Jahrhundert Zahlen von drei bis sieben Millionen Euro genannt, die aufgrund von Inflation und Wechselkursen schwanken und außerdem von der bestellten Stückzahl abhängen. Der Preis beinhaltet neben dem Fahrzeug technische Unterstützung sowie Ersatzteile über einen gewissen Zeitraum. Der Leopard 2 soll noch bis 2030 im Dienst der Bundeswehr stehen und dann von einem Nachfolger abgelöst werden, dessen Entwicklung 2015 unter der Bezeichnung Main Ground Combat System (MGCS) als deutsch-französisches Projekt begonnen hat. Als mögliche Alternative dazu stellte Rheinmetall im Jahr 2022 die Eigenentwicklung KF51 Panther vor.