Die Panzerhaubitze 2000 (kurz PzH 2000) ist eine selbstfahrende, gepanzerte Kanonenhaubitze, die von den deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall produziert wird. Sie ist das Standard-Geschütz der Artillerietruppe der Bundeswehr und ersetzte dort die Panzerhaubitze M109. Die Panzerartillerie der Bundeswehr erhielt in den Jahren 1998 bis 2003 insgesamt 185 Stück; weitere PzH 2000 wurden an einige europäische NATO-Mitgliedstaaten, später auch an die Ukraine geliefert. Die PzH 2000 ist zwar mehr als doppelt so schwer wie die M109, hat ihr gegenüber aber zahlreiche Vorteile. Insbesondere wurden die effektive Schussweite, Zielgenauigkeit, Schussfolge, Panzerschutz, eigenständige Operationsfähigkeit sowie das Leistungsgewicht, die Reichweite, Geschwindigkeit und Fahrkomfort der Panzerhaubitze bedeutend verbessert. Sie kann sowohl im konventionellen Einsatz als auch in asymmetrischen Gefechtsszenarien zur indirekten Feuerunterstützung eingesetzt werden.
Geschichte
Der Name
Bei der Namensgebung wollte die Bundeswehr wie traditionell üblich einen Tiernamen wählen. Zur Debatte standen unter anderem der Name eines der Versuchsträger, Taurus, sowie Rhinozeros, Stier, Nashorn und kuriose Vorschläge wie Rüssel. Am Ende wurde die Werksbezeichnung Panzerhaubitze 2000 gewählt.
Entwicklung
Mitte der 1960er Jahre zeigte sich, dass die vorhandenen Artilleriesysteme in der NATO in Bezug auf Mobilität, Schussweite, Feuergeschwindigkeit und Schutz nicht mehr den gestiegenen Anforderungen auf dem Gefechtsfeld entsprachen. Daraufhin bauten Deutschland, Italien und Großbritannien die gemeinsam entwickelte Feldhaubitze FH-155, mit der es gelang, die Anzahl der unterschiedlichen Typen von Geschützen zu reduzieren und dadurch die Kampfkraft der Artillerie zu stärken. Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme war die Reduzierung des logistischen Aufwands. 1973 unterzeichneten die drei Staaten eine Regierungserklärung mit dem Ziel, ein neues Waffensystem mit den ballistischen Eigenschaften der FH-155 und dem Mobilitäts- und Schutzniveau des Kampfpanzers Leopard zu entwickeln. Technische Probleme verlangsamten 1986 das Programm PzH 155-1 beziehungsweise Panzerhaubitze 70 aber derart, dass das Programm eingestellt wurde. In Deutschland wurde daraufhin im November 1987 mit einer Neuentwicklung begonnen. Im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung schrieb das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung einen Versuchsträger aus, um die bestehenden Systeme der Artillerie abzulösen. Neu an diesem Auswahlverfahren war die Zusammenarbeit der Rüstungsfirmen, der Wehrtechnischen Dienststellen (WTD) und der Truppe. Das bis dahin bestehende System der strikten Trennung wurde aufgegeben. Die neuen Richtlinien zur „Entwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial“ (EBMAT) bestimmten den Verlauf der Entwicklung.
In Konkurrenz standen die Konsortien Süd: Krauss-Maffei/Porsche/KUKA und Nord: Wegmann/MaK, die jeweils einen Versuchsträger bauten. Beide Systeme legten ihren Schwerpunkt auf den Munitionsfluss innerhalb des Fahrzeugs; die Fahrwerke basierten auf bereits in der Nutzung befindlichen Fahrzeugen. Die Waffenanlage wurde von Rheinmetall gestellt. So baute die Gruppe Süd auf ein Sechs-Rollen-Laufwerk aus Komponenten des Leopard 2; die Gruppe Nord setzte auf sieben Laufrollen und nutzte die Technik des Leopard. Als Antrieb für beide Versuchsträger dienten Motoren von MTU Friedrichshafen und Schalt-Lenk-Getriebe von Renk. Während der Entwicklungsphase und der Vergleichsuntersuchungen konnten die Wehrtechnischen Dienststellen und die Truppe aktiv mitwirken und erprobten so Funktionsmodelle, unterstützten die Rüstungsunternehmen beim Ermitteln von Daten und konnten notwendige Anpassungen frühzeitig umsetzen. Im Wettbewerb konnte der Prototyp „Taurus“ der Südgruppe mit seinen überlegenen Fahrleistungen überzeugen. Letztlich waren es jedoch der Turm und der bessere Munitionsfluss, die dazu führten, dass der Arbeitsgruppe Nord der Auftrag für vier Prototypen erteilt wurde, da dieses Kriterium wichtiger erschien als die Fahrleistung. Als Generalunternehmer diente Wegmann & Co. Zwischen 1991 und 1993 wurden vier baugleiche Prototypen (PT01 bis PT04) gebaut. Die Fahrgestelle entstanden bei MaK und die Türme bei Wegmann, wo auch die Inbetriebnahme erfolgte. Ab September 1993 wurde der PT02 in der Wehrtechnischen Dienststelle 41 für Fahrversuche genutzt und auf Grabenüberschreitfähigkeit, Kletterfähigkeit, Schwingungsbelastung, Fahrdynamik und Laufleistung getestet. Die WTD 91 in Meppen unternahm mit dem PT01 Schießerprobungen; die für Informationstechnologie und Elektronik zuständige WTD 81 überprüfte die Navigationsanlage.
Weiterentwicklung
Der Geschützturm der Panzerhaubitze 2000 wurde im Rahmen des MONARC-Konzepts zur Erprobung als mögliches neues Marine-Schiffsgeschützes auf zwei Schiffen der Sachsen-Klasse (F124) getestet. Auf die Einführung wurde aus technischen und politischen Gründen verzichtet; stattdessen wird das Marinegeschütz 127/64 Lightweight von Oto Melara eingesetzt.
Krauss-Maffei Wegmann arbeitete seit 2005 an einem luftverladbaren Artillerie-Geschütz-Modul (AGM). Ziel dieser Entwicklung war es, einen modifizierten Turm der PzH 2000 auf dem Kettenfahrgestell eines leicht gepanzerten Fahrzeugs zu installieren, um es mit dem Airbus A400M transportieren zu können. Die Weiterentwicklung dieses Geschützes, das den Namen Donar trägt, wurde im Jahr 2008 vorgestellt und verwendet statt des MLRS-Chassis ein ASCOD-2-Fahrgestell. Die Besonderheit des im Donar verwendetem AGM ist, dass Granaten und Treibladung automatisch zugeführt werden. Das AGM ist (anders als der Turm der Panzerhaubitze 2000) unbemannt und wird ferngesteuert betrieben. Als Weiterentwicklung der Panzerhaubitze 2000 verwendet das Artilleriegeschütz RCH 155 das AGM des Donar-Geschützes auf dem Fahrgestell des GTK Boxer.
Am 18. April 2006 feuerte die Panzerhaubitze 2000 auf dem Testgelände Alkantpan (Südafrika) im Rahmen einer Schießkampagne des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) ein Artilleriegeschoss über eine Entfernung von 56 km. Die von Denel hergestellte reichweitengesteigerte V-LAP-Munition ist eine Kombination von Base Bleed und Raketenantrieb und zündet nach dem Abschuss einen kleinen Raketenmotor, um damit bremsende Luftwirbel zu glätten und das Geschoss weiter zu beschleunigen. Die V-LAP-Munition kann ohne Anpassungen der Waffenanlage genutzt werden. Ebenso wurde mit einer Kanone mit vergrößerter Brennkammer experimentiert, die mehr Treibladung und damit größere Reichweite erlaubt.
Leonardo (vorher Oto Melara) entwickelt seit 2009 Varianten der Vulcano-Munition im Kaliber 155 mm für die PzH 2000 der italienischen Armee; mit ihr könnten Reichweiten von über 100 km (bis zu 80 km mit 155 mm) erreicht werden. Leonardo und Diehl Defence begannen nach der Zulassung im Jahr 2020, die Projektile in größeren Stückzahlen zu fertigen]
Im Dezember 2020 wurde bekannt, dass die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte ein Abkommen zur gemeinsamen Modernisierung der Panzerhaubitze 2000 unterzeichnet haben. Hierdurch soll die Einsatzfähigkeit auch nach 2040 sichergestellt werden.
Besatzung
Die Besatzung der PzH 2000 besteht aus fünf Soldaten, ist aber auch mit nur drei Soldaten voll kampffähig. Der Kraftfahrer, der Geschützführer und der Munitionskanonier müssen auf jeden Fall vorhanden sein; der Richtkanonier und der Munitionskanonier sind nur bei Ausfall automatischer Systeme nötig. Der Geschützführer ist der Kommandant des Geschützes. Er überwacht die Kommunikation, die Tätigkeiten des Munitionskanoniers und feuert das Geschütz ab. Sein Platz befindet sich hinten rechts im Turm. Der Richtkanonier überwacht im Normalbetrieb die Waffenanlage und ist stellvertretender Geschützführer. Er kann bei Bedarf, besonders im direkten Richten bei Selbstverteidigung, die Waffenanlage manuell richten und ist zusammen mit dem Munitionskanonier für das Beladen zuständig. Der Munitionskanonier überwacht und bedient das pneumatische System und sichert während des Marsches aus seiner Luke mit dem Fliegerabwehr-MG. Der Munitionskanonier überwacht und bedient die Ladeautomatik und übernimmt deren Tätigkeit bei Ausfall. Der Fahrer fährt das Geschütz und überwacht das Triebwerk. Weitere Aufgaben sind Wartungsarbeiten (Technischer Dienst) an der Wanne und Betrieb des Stromerzeugungsaggregates. Die Besatzung kann das Fahrzeug über eine zweiteilige Hecktür im Wannenheck betreten und verlassen; der Fahrer hat eine eigene Luke